
Kommunikationsmodelle im Überblick
Es gibt eine Vielzahl an Kommunikationsmodellen und -theorien, die unterschiedliche Aspekte der zwischenmenschlichen Kommunikation beleuchten. Hier ist eine Übersicht über zentrale Modelle, passend zum Leitartikel "Authentische Kommunikation".
1. Sender-Empfänger-Modell (Shannon & Weaver, 1949)
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Grundidee: Kommunikation als Informationsübertragung.
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Elemente: Sender → Nachricht → Kanal → Empfänger (ggf. mit Störungen/“Noise”).
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Kritik: Sehr technisch, wenig Berücksichtigung von Beziehung, Emotion oder Kontext.
2. 4-Seiten-Modell, das Kommunikationsquadrat (Friedemann Schulz von Thun)
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Jede Nachricht enthält vier Ebenen:
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Sachinhalt
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Selbstoffenbarung
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Beziehungsebene
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Appell
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Stärke: Beleuchtet Missverständnisse durch unterschiedliche „Hörgewohnheiten“.
3. Eisbergmodell (Sigmund Freud, später Paul Watzlawick erweitert)
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20 % der Kommunikation sind „sichtbar“ (verbal) – Inhaltsebene.
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80 % sind „unsichtbar“ (nonverbal) – Beziehung, Emotionen, Haltung, Werte.
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→ Erfolgreiche Kommunikation hängt stark von der Beziehungsebene ab.
4. Die 5 Axiome der Kommunikation (Paul Watzlawick, 1967)
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„Man kann nicht nicht kommunizieren“
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„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt“
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„Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung“
- "Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler (verbaler) wie auch analoger (nonverbaler) Modalitäten"
- "Kommunikation ist symmetisch (auf gleicher Hierarchie-Ebene) oder komplementär (Über-Unterordnung / mit Weisungsbefugnis)"
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→ Grundlage der systemischen Kommunikation und Therapie.
5. Transaktionsanalyse (Eric Berne)
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Kommunikation geschieht zwischen Ich-Zuständen:
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Eltern-Ich (kritisch/nährend)
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Erwachsenen-Ich (sachlich/rational)
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Kind-Ich (rebellisch/angepasst/frei)
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Ziel: Kommunikation aus dem Erwachsenen-Ich, um Klarheit und Gleichwürdigkeit zu fördern.
6. Dialogisches Prinzip (Martin Buber)
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Menschliches Leben realisiert sich in der Begegnung:
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Ich-Du-Beziehung: authentisch, präsent, gleichwürdig.
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Ich-Es-Beziehung: funktional, sachlich.
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→ Für tiefe, echte Verbindung ist das “Ich-Du” zentral.
7. Harvard-Konzept (Fisher, Ury & Patton – Verhandlungsführung)
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Besonders bei Konflikten:
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Sache von Person trennen
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Interessen statt Positionen in den Mittelpunkt stellen
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Optionen entwickeln für beiderseitigen Gewinn
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Objektive Kriterien nutzen
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8. Kooperative Gesprächsführung (Carl Rogers – personenzentriert)
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Zentrale Haltung:
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Empathie
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Kongruenz (Echtheit)
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Wertschätzung
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→ Grundlage für vertrauensvolle Beziehungen in Beratung, Pädagogik und Alltag.
9. Spiral Dynamics & integrale Kommunikation (Clare Graves / Ken Wilber)
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Kommunikation und Werteentwicklung in Entwicklungsstufen (Bewusstseinsebenen).
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Kommunikation muss passend zum Weltbild des Gegenübers gestaltet sein.
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→ Sehr hilfreich für Kulturwandel, Leadership, Zukunftsgestaltung.
10. VUCA-Kommunikation (Volatil, Unsicher, Komplex, Ambivalent*)
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Kommunikationsanforderungen in dynamischen, unsicheren Zeiten:
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Vertrauen & Beziehungsqualität
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Klarheit & Transparenz
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Feedbackfähigkeit & Dialogbereitschaft
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Lernoffenheit & Selbstführung
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- *) Ambivalent hier im Sinne von Ambiguität / Vieldeutigkeit
11. Gewaltfreie Kommunikation (GFK – Marshall Rosenberg)
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Ziel: Echte Verbindung schaffen, in der die Bedürfnisse aller Beteiligten gehört und geachtet werden.
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Basierend auf einem 4-Schritte-Modell:
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Beobachtung – ohne Bewertung: „Was sehe oder höre ich konkret?“
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Gefühl – ehrlich benennen, was in mir lebendig ist
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Bedürfnis – welches Grundbedürfnis steht hinter dem Gefühl?
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Bitte – klare, machbare, konkrete Bitte formulieren
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Kernhaltung: Empathie, Authentizität, Wertschätzung, Verantwortung für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse.
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→ Sehr hilfreich In Partnerschaft, Familie, Teams, pädagogischen & therapeutischen Kontexten, sowie bei Transformationsprozessen, in denen emotionale Sicherheit wichtig ist
Im Leitartikel zur Kommunikation kannst du lesen, Warum Kommunikation so wichtig für unsere Zukunft ist: "Authentische und bewusste Kommunikation – wichtiger denn je".