21.07.2025
Ernährung
Gesundheit Lebensmittel

Nutri-Score: Sinnvolle Orientierung oder Marketing-Gag?

Immer mehr Lebensmittelverpackungen tragen ihn inzwischen: den Nutri-Score – ein farbiges Ampelsystem, das auf einen Blick zeigen soll, wie ausgewogen und gesund ein Produkt ist. Doch was steckt wirklich dahinter? Wie funktioniert der Score? Und hilft er tatsächlich bei einer gesünderen Ernährung – oder ist das Ganze nur ein cleveres Marketinginstrument?

In diesem Artikel werden die Hintergründe des Nutri-Scores beleuchtet, was genau in die Bewertung einfließt, und ob man sich beim Einkauf wirklich darauf verlassen kann.

 

Was ist der Nutri-Score?

Der Nutri-Score ist ein freiwilliges Kennzeichnungssystem, das Lebensmittel mit einem farbigen Buchstaben von grünem A (günstig) bis rotem E (weniger günstig) einstuft. Ziel ist es, Verbraucher:innen eine schnelle Orientierungdarüber zu geben, wie „gesund“ ein Produkt im Vergleich zu ähnlichen Produkten ist.

Entwickelt wurde der Score ursprünglich in Frankreich. Inzwischen wird er auch in Deutschland, Belgien, Spanien und anderen EU-Ländern verwendet – auf freiwilliger Basis.

 

Was fließt in die Bewertung ein?

Der Nutri-Score beruht auf einem Punktesystem, bei dem sowohl ungünstige (weniger empfehlenswerte) als auch günstige (empfehlenswerte) Inhaltsstoffe berücksichtigt werden – bezogen auf 100 g des Produkts (bzw. 100 ml bei Getränken). Die Gesamtbewertung ergibt sich aus der Differenz beider Gruppen:

Ungünstige Punkte (werden abgezogen)

  • Energiedichte (Kalorien)

  • Gesättigte Fettsäuren

  • Zucker

  • Natrium (als Indikator für die Verwendung von Salz)

Günstige Punkte (werden hinzugezählt)

  • Ballaststoffgehalt

  • Eiweißgehalt

  • Anteil an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen

  • Anteil an gesunden Ölen (z. B. Raps-, Oliven-, Walnussöl)

Aus der Berechnung ergibt sich ein Score, der einem der fünf Buchstaben (A–E) samt Farbkodierung zugeordnet wird.

 

Was kann der Nutri-Score – und was nicht?

Die Vorteile

  • Einfache Orientierung: Verbraucher:innen sehen sofort, ob ein Produkt im Vergleich zu ähnlichen Lebensmitteln besser oder schlechter abschneidet.

  • Motivation für Hersteller: Der Score hat bereits dazu geführt, dass Rezepturen überarbeitet wurden – z. B. weniger Zucker oder Salz.

  • Wissenschaftlich fundiert: Die Berechnung beruht auf Empfehlungen unabhängiger Ernährungsexperten und wird regelmäßig weiterentwickelt.

Aber

  • eine Einzelfallbewertung ist nicht möglich: Der Score sagt nichts über die Qualität der verwendeten Zutaten aus. Eine Tiefkühlpizza kann z. B. ein „B“ haben – obwohl sie stark verarbeitet ist.

  • ein Score-Vergleich ist nur innerhalb der gleichen Produktgruppe sinnvoll: Man kann also nicht einen Fruchtriegel mit einem Apfel vergleichen – nur Riegel mit Riegeln.

  • der Verarbeitungsgrad des Produkts wird im Score nicht erfasst: Zusatzstoffe, Aromen oder Süßstoffe fließen nicht in die Bewertung ein.

  • Portionsgrößen und Verzehrmengen werden nicht berücksichtigt – die Bewertung erfolgt stets pro 100 g. Ungeachtet, ob es sinnvoll ist diese Menge zu essen oder nicht.

 

Taugt der Nutri-Score also etwas – oder doch nur Marketing?

Der Nutri-Score ist kein Allheilmittel, aber er ist ein guter erster Schritt. Er bietet eine schnelle Orientierungshilfe, gerade für Menschen, die im Alltag wenig Zeit oder Ernährungskompetenz haben. Das System ist transparent, wissenschaftlich fundiert und wird stetig verbessert.

Aber – und das ist wichtig: Er ersetzt keine fundierte Auseinandersetzung mit Ernährung. Wer ganzheitlich gesund leben möchte, sollte immer auch die Zutatenliste, die Frische, den Verarbeitungsgrad und die Portionsgröße im Blick behalten. 

 

Der Nutri-Score ist ein nützlicher Kompass – aber kein Navigationssystem.

Er kann eine Richtung anzeigen, ersetzt aber nicht den kritischen Blick auf das Ganze. Wer seine Ernährung gezielt verbessern möchte, sollte nicht nur auf Farben und Buchstaben achten, sondern lernen, Zutaten zu verstehen, auf echte Lebensmittel zu setzen und die eigene Ernährung nachhaltig zu gestalten. 

 

Du möchtest lernen, worauf du beim Einkauf konkret achten kannst – und wie du dich gesund, ausgewogen und individuell ernährst? Dann begleite ich dich gerne in meinem Coachingprogramm.

Hast du selbst Fragen zu bestimmten Lebensmitteln, Inhaltsstoffen oder Labels?

Dann schreib mir – vielleicht wird daraus schon bald ein neuer Blogartikel.